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Altenmarkt nahm Abschied von Rolf Gönner

Dritter Bürgermeister und TSV-Ehrenvorsitzender verstarb mit 66 Jahren
Rolf Gönner

Eine große Trauergemeinde nahm gestern nach einem Wortgottesdienst zusammen mit Krankenhausseelsorger Hubert Gallenberger in der Baumburger Kirche Abschied von Altenmarkts dritten Bürgermeister und Ehrenvorsitzenden des TSV Altenmarkt Rolf Gönner, der im Alter von 66 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben war. Gönner, der nicht nur im Berufsleben sehr erfolgreich war, bleibt vor allem durch sein vielfältiges Engagement in den verschiedensten Ortsvereinen, allen voran dem TSV Altenmarkt, dem er 16 Jahre vorstand, sowie seine Sachkompetenz in seiner Funktion als SPD-Gemeinderat und zuletzt dritter Bürgermeister in guter Erinnerung.
Geboren 1944 im ostpreußischen Memel musste er in den Kriegswirren bereits mit vier Monaten nach Radolfzell zusammen mit seiner Familie an den Bodensee fliehen. Dort wuchs Rolf Gönner auf, lernte Mess- und Regelelektriker und absolvierte auf dem zweiten Bildungsweg ein Elektrotechnik-Studium. Nach dem Studium wechselte er 1970 nach Traunreut, wo er bei der Firma Heidenhain seine Arbeitsstelle antrat. Im selben Jahr heiratete er seine Frau Erika und zog mit ihr 1978 nach Altenmarkt. Bis 1994 arbeitet er für Heidenhain am Standort Traunreut in verschiedenen leitenden Funktionen, unter anderem in der Qualitätssicherung und in der Fertigung. Danach wurde er zur Absicherung und Versorung von Heidenhain mit Industriekabeln zum Tochterunternehmen MD Elektronik nach Waldkraiburg entsandt. Dieser eigentlich nur kurzfristige gedachte Einsatz wurde wegen seiner großen Erfolge auf unbestimmte Zeit verlängert. Bereits im Juni 1994 wurde er zum Geschäftsführer der MD Elektronik bestellt. Unter seiner Ägide wuchs der Umsatz von 28 (1994) auf 112 Millionen Euro (2006). Im gleichen Zeitraum stieg die Mitarbeiterzahl von 700 auf 1600. Dieses Wachstum spiegelt auch Gönners Engagement in der Erschließung und im Aufbau neuer Geschäftsfelder wider; so wagte er 1996 den Schritt als Zulieferer der Automobilindustrie, was sich zu einem großen Erfolg entwickelte. Zudem war er treibende Kraft bei Gründung, Auf- und Ausbau der Tochtergesellschaften in Tschechien und China. In besonderer Weise gelang es ihm hierbei, unternehmerischen Erfolg mit sozialer Fürsorge zu verbinden, bestätigte die Heidenhain-Geschäftsführung. So setzte er sich etwa für die Einführung einer Frühstücksverpflegung im chinesischen Tochterunternehmen ein, nachdem er sich persönlich von deren Lebensverhältnissen ein Bild gemacht hatte.

Trotz dieser anspruchs- und verantwortungsvollen beruflichen Verpflichtungen fand er Zeit und Muße, sich bei verschiedenen Altenmarkter Vereinen zu engagieren und sich so schnell ins gemeindliche Leben zu integrieren. Insbesondere dem Sportverein TSV Altenmarkt galt sein Interesse. Gleich nach seinem Beitritt 1978 engagierte er sich als Trainer bei A-Jugend und Senioren, ab 1989 übte er zwei Jahre das Amt des Vereinsjugendleiters aus, bis er 1991 zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Diese Amt des mitgliederstärksten Altenmarkter Vereins bekleidete er 16 Jahre lang. Unter seiner Ägide wuchs der Verein nicht nur an Mitgliedern, auch Baumaßnahmen wurden erfolgreich abgeschlossen. Bürgermeister Stephan Bierschneider würdigte in seiner Rede insbesondere seinen Einsatz beim Umbau der Turnhalle, dem unter anderem die „Galerie“ in seiner jetzigen Form für Sportbetrieb und Mittagsbetreuung zu verdanken war. Aber auch die Maßnahmenkoordination bei der Beseitigung der durch die wiederkehrenden Hochwasser entstandenen Schäden an den Außensportanlagen meisterte er souverän. Zudem fielen die Errichtung der Bewässerungsanlage am Hauptplatz sowie die Flutlichtanlage am Nebenplatz und natürlich das „Vier-Vereine-Fest“ mit dem 40jährigen Jubiläum des TSV in seine Amtszeit. Nicht zuletzt aufgrund dieser Verdienste wurde er schließlich zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Neben dem TSV war er von Anfang an (1979) beim Faschingsvereins „Oidnmarkta Bochratzn“ Mitglied. Als Gründungsmitglied engagierte er sich 18 Jahre lang in der Vorstandschaft, davon jeweils die Hälfte dieser Zeit als Schriftführer beziehungsweise als Revisor. Bei Abstimmungen in der Vorstandschaft sorgte er oft für die einzige nicht ernst gemeinte Gegenstimme und dem niveauvoll-dialektischen Einschlag bei den „Bachratten“, wie er den Verein mit seinem typisch schwäbischen Akzent bezeichnete. Auch sein Beitritt zum Männerverein und zum Trachtenverein „D’Aubergler“ zeugte vom Stellenwert, dem der „bekennende“ Schwabe dem heimischen Vereinsleben beimaß.

Gesellschaftliche Verantwortung übernahm er schließlich auch in der politischen Gemeinde. Seit über 20 Jahren in der SPD am Ort verwurzelt und deren Anliegen stets offensiv vertretend, entschied er sich 2002 für den Gemeinderat zu kandidieren und wurde auf Anhieb in das Gremium gewählt. „Bei den Neuwahlen 2008 schaffte er nicht nur souverän den Wiedereinzug, sondern ihm fiel als Alterspräsident die Aufgabe zu, mich als neu gewählten ersten Bürgermeister zu vereidigen  - für mich das stärkste emotionale Bindeglied zwischen ihm und mir“, so Stephan Bierschneider. In dieser Sitzung wurde er auch zum dritten Bürgermeister gewählt. Neben seiner Menschlichkeit und seinem Sachverstand, war es vor allem sein Verständnis für sozialen Belange und allen voran sein Einsatz für die Jugend, welche ihn in seiner Arbeit für die SPD in der Gemeinde als auch für den TSV Altenmarkt auszeichnete. Die Jugend zu fördern und damit die zukünftige Gesellschaft aufzubauen, zog sich wie ein roter Faden durch sein vielschichtiges Engagement. Dieses für ihn wohl auch zentrale Anliegen wird mit dem allseits geschätzten und beliebten Bürger, Kollegen, Freund und Kameraden ebenso in Verbindung gebracht, wie die von Bürgermeister Bierschneider treffend formulierten Attribute, mit denen Rolf Gönner stets in Erinnerung bleiben wird: standhaft, zupackend, kompetent, engagiert, gewitzt und gesellig.

 

Altenmarkt trauert um Rolf Gönner.