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Peti und TomX beim Vattenfalls Cyclassic vertreten

Hunderttausende Zuschauer bei einem der größten Radrennen der Welt
Hamburg. Die weite Anreise kann nicht abschrecken. Schon zum zweiten Mal waren Petra Liszewski und Tom Arlt in Hamburg am Start - ein ausführlicher und amüsanter Bericht von TomX:

Was für den Triathleten die Challenge in Roth, ist für den Radrennfahrer die Vattenfalls Cyclassics in Hamburg. Es ist schlecht zu erklären, was dieses Rennen so einmalig macht, aber vielleicht geben hier schon die Zahlen und Fakten einen deutlichen Hinweis: Die Cyclassics fanden dieses Jahr zum 19. mal statt. Der Radsport-Klassiker ist mittlerweile das einzige Profi-Radrennen der höchsten Kategorie (UCI World Tour) in Deutschland. Damit gehört es zu den wichtigsten Eintagesrennen der Welt. Neben den „Jedermännern und -frauen“ gehen hier auch die 18 besten Radteams der Welt an den Start. Neben den Profis waren 17 500 „Jedermänner“ am Start, aufgrund des schlechten Wetters 1000 weniger, als im Jahr 2013. An der Strecke feuerten 600.000 Zuschauer die Sportler an, letztes Jahr waren es noch 800.000. Was soll man da noch sagen?! Zum Vergleich: In Roth sind es 220.000! Also kann man sich schon ein bischen vorstellen, was hier los ist. Zur Auswahl gibt es hier drei Strecken. 55Km, 100km und 155km. Wobei bei jeder Strecken ein Mindestschnitt zu fahren ist. Bei den 55km 26km/h, bei den 100km 27 km/h und bei den 155km sind es 31 km/h. Und wer jetzt hier meint, des is a gmade Wiesn, weil im Norden alles flach ist, dem sei gleich mal gesagt: Vergiss es! Auf jeder Strecke gibt es eine „Kärntner Bergwertung“ und da geht es tatsächlich den Berg rauf! Die 155er Runde ist schon ein sehr harter Brocken, weil hier bei welligem Gelände schon ordentlich Gas gegeben werden muss. Peti und ich gingen also mit ca. 22.000 Radlern an den Start. Dieses Jahr entschieden wir uns beide für die 55km Strecke. Nachdem ich letztes Jahr die 100er gefahren bin, freut ich mich dieses Jahr über die kürzere Strecke, weil hier ging es unter anderem auch über den Kösterberg und die Reeperbahn dem Ziel entgegen. Wir wollten zusammen fahren, ich wollte Peti ein bischen ziehen und alles ganz locker angehen lassen. Ein kleines Problem ist schon mal in der Früh, pünktlich, in den richtigen Startblock zu kommen. Hier sind die öffentlichen Hamburger Verkehrmittel absolut überfordert. Klar! Bei 22.000 Leuten, die mit ihren Rädern zum Start wollen und sich in U-Bahn, Zügen und Bussen mit Senioren um die Plätze schlagen müssen. Der ganze Innenstadtbereich ist als Startplatz deklariert. Block A, B, C, usw. Hier stehst Du jeweils mit ca. 1000 Leute zusammen und wartest, bis ein Sprecher dir hochmotiviert mit einem Megaphon den Countdown entgegenschreit. Dann geht es los..oder....naja...auch noch nicht so richtig, weil der gesamte Block erst mal einen Kilometer bis zum Startbogen rollen muß. Aber dann ging es los! Wir fingen sehr verhalten an. Was absolut meine Absicht war. Nur nicht Peti ihre! Ihr Pferde wollten gleich durch und mit Vollgas voran! Vom Vorjahr wußte ich, dass zu Beginn viele wie die Wahnsinnigen losfuhren und hier die meisten Unfälle entstehen. Außerdem waren ein paar Kilometer für den „runden Tritt“ nicht schlecht. Wie man es bei Rob gelernt hat. So ging das Rennen gut dahin. Viele Gruppen, die an uns vorbei zogen. Aber man sollte sich gut überlegen, ob man sich einer Gruppe anschließt, da hier viele ungeübte Fahrer sich in einer Gruppe tummeln, die vom Gruppenfahren keine Ahnung haben. Da kann es schon mal passieren, dass der Vordermann/-frau plötzlich in die Eisen steigt, weil es ihm zu eng wird, zur Freude aller, die knapp dahinter fahren. Ca. 15km vor dem Ziel kommt dann die Kärntner Bergwertung. Diese zieht sich über drei Kilometer, wobei hier der Kösterberg zu bezwingen ist. Ja, was soll ich hier sagen! Für mich ein Highlight! Wo ich doch mit einer nicht unerheblichen natürlichen Hangabtriebskraft „gesegnet“ bin, fuhr ich ziemlich locker diesen Berg hoch. Vorbei an vielen anderen schiebenden oder wesentlich langsameren Radlern. Ja, das kennt der Flachlandradler nicht! War für mich wie eine seelische Brotzeit. Auch Peti machte ihre Sache gut und drückte ordentlich bis obenhin durch auch wenn ihr Muskeln schon langsam müde wurden. Noch zehn Kilometer bis zum Ziel. Nochmal eine kleine Steigung, auf der Elbchaussee vorbei an ettlichen Villen, ging es Richtung Reeperbahn. Die natürlich, um 10 Uhr morgens, wie ausgestorben ist. Die letzten drei Kilometer geht es durch die Innenstadt an tausenden von jubelnden Leuten vorbei zum Zielbogen. Hier bewies Peti absoluten Kampfgeist und ließ sich bis zur Zieleinfahrt nochmal richtig pushen, obwohl sie hier schon am Limit war. Das war richtig gut! Top Peti! Auch ich war mit mir sehr zufrieden. Nach dem Kösterberg kam ich immer mehr in Fahrt und wurde wieder darin bestätigt, dass längere Distanzen meine Welt sind. Nachdem wir auch noch bei einer Verpflegungsstelle fünf Minuten vertrödelt hatten (Rob, ich hatte nur ein Stück Banane und etwas getrunken!), kamen wir, laut Tacho, auf einen 29er Schnitt. Nächstes Jahr werden wir wieder starten. Vielleicht hat der eine oder andere auch Lust bekommen. Allein Hamburg ist schon die Reise wert. Auch die Radmesse am Vortag ist sehenswert. Das die Hamburger schon viel von uns Bayern gelernt haben, sah man nach der Zielankunft, als wir uns ein Erdinger Alkoholfrei im Finisherbereich abholten.
tom peti hamburg 2014